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Fall Gero: Ein Abschuss aus dem Blauen

Newsletter 25.05.2022

Zahlreiche Partner unterstützen die Wiederansiedlung des Waldrapps in Europa. Nach der erfolgreichen Umsetzung des ersten EU-geförderten Projektes von 2014 bis 2019, startete dieses Jahr unter der Federführung des Tiergarten Schönbrunn das zweite LIFE Projekt: LIFE Northern Bald Ibis. Ziel ist die Etablierung einer selbsterhaltenden europäischen Population von Waldrappen mit über 360 Tieren in Zusammenarbeit mit 10 Partnern aus 4 Ländern.

Der Waldrapp wird auf der Roten Liste der IUCN als „stark gefährdet“ eingestuft und steht unter internationalem Schutz. Dennoch ist rund ein Drittel der Verluste in der europäischen Population auf illegale Abschüsse in Italien zurückzuführen. Das beeinträchtigt die Population erheblich und gefährdet ihr Überleben jedes Jahr aufs Neue. Bisher ereigneten sich die Abschüsse fast ausschließlich während der Jagdsaison im Herbst und den frühen Wintermonaten. Doch der Fall Gero stellt eine beunruhigende Ausnahme dar.

Gero gehörte zu der Brutkolonie im deutschen Überlingen am Bodensee. Sie schlüpfte 2019 und wurde im Rahmen des Auswilderungsprogrammes im ersten LIFE Projekt handaufgezogen. Mit Hilfe der menschengeführten Migration wurde sie ins Überwinterungsgebiet in die WWF Oasi Laguna di Orbetello in der südlichen Toskana geführt und dort ausgewildert. Nach Erreichen der Geschlechtsreife begann Gero ihre erste Frühjahrsmigration nach Norden am 19. April 2022 in Begleitung dreier Artgenossen. Dank der GPS Sender auf den Rücken der Tiere, konnte ihre Route fast in Echtzeit nachverfolgt werden. Der Trupp flog nach Trentino, von wo aus sich Gero alleine auf den Weg nach Mantua machte. Hier blieb sie einige Tage nahe dem Fluss Canalbianco Po di Levante. Am Abend des 26. Aprils zeigten die GPS-Daten Geros Tod in der Nähe ihres Nachtquartiers an. Dank dieser Informationen konnte der Kadaver gefunden und geborgen werden. Eine anschließende forensische Untersuchung stellte eindeutig Schrotkugeln als Grund für ihren Tod fest.

Dies ist der Beweis für einen weiteren illegalen Abschuss, der sich jedoch diesmal beunruhigender Weise außerhalb der Jagdsaison ereignete. Wie in jedem dieser Fälle wurde umgehend die Staatsanwaltschaft verständigt um Ermittlungen einzuleiten. Wir haben auch ein Schreiben an das italienische Ministerium für ökologischen Wandel geschickt mit dem dringenden Hinweis auf die Notwendigkeit von Maßnahmen gegen die illegale Vogeljagd in diesem Gebiet.

 

 

Foto: Waldrapp-Weibchen Gero im März 2022; Foto A. Focke