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WALDRAPP IM VISIER: ILLEGALE JAGD VERURSACHT NOCH IMMER EIN DRITTEL DER VERLUSTE IN ITALIEN

Newsletter 05.05.2022

Die umfassende GPS-Überwachung der Waldrapp-Population zeigt, dass etwa 30% der Verluste in Italien auf illegale Vogeljagd zurückzuführen sind. Das beeinträchtigt die Bestandsentwicklung erheblich und gefährdet das Überleben der Population jedes Jahr. Allein für das Jahr 2021 liegen konkrete Hinweise auf sieben getötete Vögel vor. Da bei etwa der Hälfte der Verluste die genaue Todesursache nicht ermittelt werden kann, muss davon ausgegangen werden, dass die tatsächliche Zahl der in Italien erlegten Vögel deutlich höher liegt.

Die Abschüsse in Italien erfolgen primär in Gebieten mit traditionell intensiver Vogeljagd. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die illegalen Abschüsse in erster Linie von offiziellen Jägern mit Jagdschein verursacht werden. Darauf deutet auch der bisher einzige Fall hin, in dem ein Täter überführt und strafrechtlich verfolgt werden konnte, und bei dem es sich um einen lizenzierten Vogeljäger und Mitglied der italienischen Jägervereinigung Federazione Italiana della Caccia handelte. Im Jahr 2017 wurde der Strafprozess abgeschlossen, demnach der Täter zu einer Geldstrafe verurteilt wurde und seine Jagdgenehmigung verlor. Im Jahr 2022 musste er in Folge eines Zivilverfahrens eine weitere Geldstrafe an den Projektbetreiber zahlen. Auf diese Weise konnte ein Präzedenzfall geschaffen werden, der einen Abschreckungseffekt verspricht.

Die bisherigen Fälle deuten darauf hin, dass die Täter nicht gezielt Jagd auf Waldrappe machen, sondern die Abschüsse eher spontan und willkürlich erfolgen. Dies wurde von dem verurteilten Jäger bestätigt. Johannes Fritz: „Es muss davon ausgegangen werden, dass auch andere geschützte Zugvogelarten in ähnlichem Umfang wie der Waldrapp getötet werden. Angesichts des rasant zunehmenden Artensterbens ist diese Erkenntnis äußerst alarmierend und erfordert dringend Maßnahmen.“ 

Ein erheblicher Teil der Waldrapp-Tötungen findet in einem abgrenzbaren Gebiet entlang der tyrrhenischen Küste der Toskana statt. Der Tatort des verurteilten Jägers lag ebenfalls in diesem Gebiet, das als stark frequentierte Zugroute für viele Vogelarten bekannt ist. Wir haben daher ein Schreiben an das italienische Ministerium für den Ökologischen Wandel gerichtet, in dem wir dringend wirksame Maßnahmen gegen die illegale Vogeljagd in diesem Gebiet fordern. Insbesondere halten wir es für erforderlich, im Rahmen des 2017 veröffentlichten „Italienischen Nationalen Aktionsplans zur Bekämpfung von Straftaten gegen Wildvögel“ einen weiteren sogenannten black spot in der Toskana auszuweisen. 

 

Foto: Waldrappe ziehen über die Toskana. Ein erheblicher Teil der Waldrapp-Tötungen findet in einem abgrenzbaren Gebiet entlang der tyrrhenischen Küste der Toskana statt. Foto M Unsoeld, Waldrappteam Conservation and Research